Historie unseres Vereins

Ein (sehr lesenswertes) Stück Vereinsgeschichte

Meine lieben Freunde und Clubmitglieder,

es wurde an mich die Bitte herangetragen, die Nachkriegsgeschichte des Vereins nieder zuschreiben, weil ich wohl lange Zeit der einzige noch Lebende war, der über die ersten Jahre, also über die Nachkriegshistorie des Tennis-Club Grün-Weiss Bingen e.V., berichten kann.

Man schrieb das Jahr 1947 als Paul und ich uns entschlossen, Tennis zu spielen. Paul war mein guter Freund Dr. med. Paul Keller, seines Zeichens Assistenzarzt am Heilig-Geist Hospital (und späterer Chefarzt der Inneren Abteilung.). Ich selber wollte mein Studium der Jurisprudenz beginnen.

Er war in der Vorkriegszeit zu einem guten Tennisspieler gereift und ich selbst ein blutiger Laie. Deutschland lag darnieder; überall herrschte große Not. Keiner verschwendete deshalb auch nur einen Gedanken an eine – jedenfalls damals – Randsportart wie Tennis. Man kann deshalb unsere Absicht durchaus als ebenso vermessen wie vorwitzig bezeichnen. Aber Paul und ich glaubten, unsere Wünsche verwirklichen zu können. Und das ist uns auch mit gutem Erfolg gelungen.

Zuerst musste ein Tennisplatz her. „Die Buschtrommeln“ unseres Städtchens trugen Paul und mir zu, dass der Tennisplatz der Villa Sachsen die Wirren des Krieges überlebt habe. Darum suchten wir den Verwalter dieses Weinguts auf, einen sehr freundlichen, liebenswürdigen älteren Herrn. Ohne langes Hin und Her entsprach er unserer Bitte und erwähnte, dass zeitlich vor uns ein Ehepaar ihn gefragt habe, ob sie den Platz bespielen dürften. Dieses Ehepaar komme jetzt regelmäßig und zwar zweimal in der Woche. Paul sagte: die haben also Bälle. Wir passten die beiden ab, machten uns bekannt und sprachen uns ab, künftig ein Halbmix zu spielen. Fast zwei Jahre lang hatten wir dabei großen Spaß und auch Bälle, wobei wir uns alsbald an deren Kauf finanziell beteiligten, denn der Mann war Importkaufmann und konnte über Frankreich die Bälle beziehen. Paul benutzte noch seinen alten Schläger der Vorkriegszeit und ein Freund von mir fand ein solches altertümliches Gerät auf seinem Speicher. Unsere „Rüstung“ war damit komplett.

Dann aber ging es Schlag auf Schlag, Paul und ich waren darüber erstaunt. Bis Ende 1948 hatten sich auf der Villa Sachsen schon 15 bis 20 Tennisfreunde eingefunden. Einige waren schon Mitglied des 1926 erstmals gegründeten TC Grün-Weiß gewesen (dazu später mehr). Jedenfalls wurden Paul und ich informiert, dass Mitglieder dieses frühen Vereins ein Grundstück in Bingen-Büdesheim erworben hätten und dort auch Tennisplätze angelegt worden seien. Diese Eigner waren: Heinrich Moller-Racke, Emil Huff und Friedrich L. Vogt.

Anfang 1949 wurde von allen interessierten Tennisspielern die Örtlichkeit besucht. Die Plätze waren nur über einen Feldweg durch Kleingärten und hohes Gras zu erreichen. Uns bot sich ein grauenvoller Anblick. Alle 3 Tennisplätze waren überwuchert, insbesondere die Brombeeren waren sehr eilig gewesen. Lediglich auf Platz 1 waren noch ein rotes Rechteck in einer Größe von etwa 4 auf 4 Meter zu entdecken. Die schnelle und einhellige Entscheidung: wir setzen gemeinsam den ersten Platz wieder her. Es war eine harte Arbeit. Aber am 15.10.49 hatten wir es in gemeinsamer Arbeit geschafft. Alle Tennisfreunde, deren Zahl mittlerweile stattlich geworden war, waren stolz. Es war dadurch ein echter Verbund unter Freunden entstanden, der sich im Sommer niederschlug in der Entscheidung den Tennisclub Grün-Weiß ein zweites Mal zu gründen. So geschah es: Der Vorsitzende des Gründungsausschusses, Landgerichtsdirektor Reuther eröffnete am 26.08.1949 um 20.30 Uhr im Hotel „Rheinterassen“ die Sitzung. 47 Tennisenthusiasten waren erschienen. Folgender Vorstand wurde gewählt: Präsident Theo Schneider, Schriftführer Rechtsanwalt Ludwig Freundlieb, Kassenwart Dr. med. Heinrich Vock, Sportwart Dr. Franz Schinke, Platzwart mein Freund Paul und Beisitzer wurden Harro Moller-Racke und Hans Pool.

Zwei weitere Plätze wurden im Jahre 1950 mit einem Freundschafts-turnier mit dem Tennisclub Erlangen eingeweiht. Damit will ich es für heute bewenden lassen. Über die „goldenen“ fünfziger Jahre und die folgenden berichte ich demnächst. Es sei mir erlaubt, den Frauen und Männern zu danken, die trotz der schlimmen Kriegsjahre alsbald wieder „Tritt fassten“, anpackten, spendeten, jedenfalls mit „großem“ Herzen die Grundlage dafür schufen, dass wir noch heute davon „zehren“ können. Außer mir weilt keiner von denen, die dabei waren noch in unserer Mitte. Sie alle namentlich zu nennen, würde eine zu große Zahl ergeben. Sie gekannt zu haben gereicht uns zur Ehre. Ihrer zu gedenken, sich erinnern ist uns Verpflichtung. Ihr Werk in die Zukunft zu führen, in eine gute und schöne Zukunft ist uns aufgegeben, nämlich in Freundschaft und herzlichem Miteinander auf einer einmaligen Anlage unseren Mitgliedern auf Dauer eine Stätte der Erholung und Ruhe zu bieten, die den Alltag vergessen macht. Daran sollten wir arbeiten. Das wäre mein Wunsch.

Und nun, meine lieben Freunde und Clubmitglieder, grüße ich Euch von ganzem Herzen.

Euer Jochen Diemer
Ehemaliger Ehrenpräsident des TC-Grün-Weiss Bingen e.V.

Hans-Joachim Diemer – Nachruf

Mit großer Traurigkeit nehmen wir Abschied von unserem letzten Gründungsmitglied und Ehrenpräsidenten

Hans-Joachim Diemer
21.07.1927 – 13.08.2020

Viele Jahre hat er die Geschicke unseres Tennisclubs mit großem Engagement und Weitblick geleitet. Unvergessen seine Freude am Tennissport, seine Fröhlichkeit und seine wortgewandten, mit Geist und Witz vorgetragenen Ansprachen bei zahlreichen Gelegenheiten.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren und ihn mit Zuneigung und größtem Respekt in Erinnerung halten.

Maria Motamedy
1. Vorsitzende des TC Grün-Weiss Bingen e.V.
Vorstand, Mitglieder und Deine Jugend des TC Grün-Weiss Bingen e.V.